Die Maßnahmen sind nun mit ganz wenigen Ausnahmen gefallen. Maskenpflicht gilt noch in Bus und Bahn, sonst nirgends. Und zur Überraschung aller Nannystaatler, allen vorn unserer Landesregierung, tragen die Leute unverdrossen weiter Maske. Jedenfalls beim Einkaufen. Um sich selbst zu schützen. Weil die nicht doof sind.
Und weil eine Pflicht vielleicht doch nicht so nötig war, wie Mancher gerne geglaubt hat?
Gleichzeitig hat der Bundestag heute über die Impfpflicht beraten und sie abgelehnt. Das begrüße ich. Ungeimpfte werden es schwer haben, wenn im Herbst vielleicht doch noch mal eine etwas krassere Variante anrollt. Aber die haben sich das so ausgesucht und eine Impfpflicht hätte an ihrem Impfstatus bis dahin vermutlich auch nicht viel geändert.
Zudem gibt es ja die nötigen Impfstoffe doch nicht. Es gibt die aktuellen Impfstoffe, die gegen die Varianten Alpha bis Delta hervorragend bis noch grade so schützen, ob sie bei Omikron wirklich noch was ausrichten, weiß keiner so genau und das dürfte mindestens so auch für die darauffolgende Variante gelten.
Unter diesen Vorzeichen wäre eine Impfpflicht vermutlich sogar verfassungswidrig aber das ist jetzt auch nichts wirklich Neues. Weshalb mich die heutige Ablehnung auch nicht überrascht. Es musste so kommen.
Wie man es dreht und wendet: Die Pandemie gefährdet offensichtlich nicht mehr unser Gesundheitssystem. Das Virus gefährdet weiterhin Menschen, klar. Aber das ist jetzt das Spannungsfeld und da prallen wirklich einmal mehr Weltbilder aufeinander.
Denn begründet worden sind alle Maßnahmen immer damit, dass das Gesundheitssystem geschützt werden müsse. Und daran hatten auch nur die ganz Bekloppten Zweifel, die sehr, sehr große Mehrheit hat das immer unterstützt. Natürlich völlig zurecht.
Aber jetzt laufen eben die Paniker zur Hochform auf, denen die Maßnahmen sowieso nie krass genug waren, die ernsthaft glauben, man könnte so ein Coronavirus ausrotten, die von „Zero Covid“ träumen, die von einer offensichtlich nicht mehr rationalen Angst getrieben alles Mögliche und vor allem alles Unmögliche fordern.
Die argumentieren nicht damit, dass hier das Gesundheitssystem in Gefahr sei, sondern die wollen jeden Einzelnen schützen. Was ja an sich ehrenwert ist. Aber leider auch total unrealistisch und zudem auch seltsam, weil es ja durchaus mehr als nur eine ansteckende Krankheit in unserer Welt gibt.
Und genau das ist das Problem an dieser Haltung. Denn wenn man die ernst nehmen wollen würde, müssten wir sie endlich einführen, die konsequente Gesundheitsdiktatur.
Dann geht die Maskenpflicht nie, dann kommen zum Coronatest noch der Grippetest und vielleicht auch noch Windpocken, Masern usw. dazu.
Dann gibt es gar keine freiwilligen Impfungen mehr, sondern Impfpflichten für jede ansteckende Krankheit und vielleicht auch noch für jede andere Krankheit, die einen umbringen könnte.
Es ist weder rational noch möglich, jeden vor allem zu schützen und schon der Versuch würde ein so großes Maß an Unfreiheit nach sich ziehen, dass man so etwas selbst im ansonsten sehr verbotsverliebten Deutschland nicht ansatzweise würde durchsetzen können.
Ich habe heute selber freiwillig Maske getragen. Naja, halb freiwillig. An der Tür war ein Schild, das sagte, man soll das so. Man weiß nicht, ob so ein Schild versehentlich nicht entfernt oder absichtlich weiterhin hängen gelassen worden ist. Das Hausrecht lässt es zu, weiterhin lokal Maskenpflichten bestehen zu lassen.
In diesem Fall wird das nicht so gewesen sein, denn ich war der einzige mit Maske. Und so habe ich etwas unfreiwillig ausprobiert, wie es sich also anfühlt, wenn man der einzige mit Maske ist. Denn im Vorfeld wurde immer wieder versucht, eine Verlängerung der Maskenpflicht damit zu begründen, dass man sich ansonsten seltsam fühlen würde, wenn man freiwillig Maske trägt und es sonst keiner tut.
Und ich kann entwarnen: Es fühlt sich überhaupt nicht seltsam an, es ist überhaupt nicht schlimm und es labert einen auch keiner blöde an. Man kann das einfach tun, man kann das einfach lassen. Alle sind damit happy und es funktioniert.
Eigenverantwortung ist jetzt die Leitidee in der Pandemiebekämpfung geworden. Mal schauen, wie sich die Zahlen daraufhin so entwickeln. Sie sollten etwas steigen, ja. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie das weniger stark tun, als so mancher Verbotsfetischist sich das vielleicht wünscht.
Aber die Zahlen sind ja unverändert hoch. Hier im Landkreis haben wir wöchentlich um die 4000 Fälle. Das sind jede Woche mehr Fälle, als in den ersten 10 Monaten Pandemie in Summe!
Am 2. April, vorgestern also, wurde die Marke von 50.000 Fällen im Landkreis gerissen. Das bedeutet, dass rechnerisch jede fünfte bereits nachweislich infiziert gewesen ist. Es hieß mal, dass die unerkannte Dunkelziffer fünf- bis zehnmal höher sei. Demnach hatten wir alle rechnerisch jetzt ein- bis zweimal Corona.
Die Inzidenz ist seit fast einem Monat über 1000, seit dem 20. März gar über 1500 und schwankt auf diesem Niveau ein wenig, als hätte sie sich tatsächlich dort eingependelt. Momentan sinkt sie leicht.
Trotz dieser apokalyptisch hohen Zahlen gab es in den vergangenen vier Wochen genau fünf Tote.
Fünf zuviel, gewiss. Aber keiner kann sagen, ob irgendeine Maßnahme diese Tode hätte verhindern können. Oder ob die nächste Grippe sie nicht genauso erwischt hätte.
Auch hier greift jetzt die Eigenverantwortung. Wir tun alle gut daran, uns weiterhin zu schützen. Tests werden uns noch eine Weile erhalten bleiben, auch wenn die oft genug zu einem großen Teil Kaffeesatzleserei zu sein scheinen. Trotzdem ist ja nichts verkehrt daran, sich im Zweifel etwas vorsichtiger zu verhalten. Und genau das beobachte ich überall auf ganz unterschiedliche Arten.
Gleichzeitig mehren sich aber auch die Fälle in unmittelbarer Nähe. Also, nicht nur bei mir, sondern man hört das wirklich von jedem. Die Einschläge kämen näher und so. Ist immer ein etwas seltsames Bild. Da schlägt ja nichts ein.
Könnte sein, dass auch die Stetigkeit dieser Welle mit ihren hohen Infektionszahlen zu mehr Eigenverantwortung beiträgt, weil jeder jeden Tag von irgendwem hört, der infiziert sei.
Am letzten Wochenende hatte ich eine rote Corona-Warn-App-Meldung. Für mich war das das erste Mal aber andere haben sowas längst wöchentlich. Ich habe mich bis zum Testtermin selbst in Quarantäne begeben. Der Test war dann negativ. Symptome hatte ich aber auch keine. Ein wenig hatte ich gehofft, möglicherweise symptomlos infiziert worden zu sein, was ja im Zweifel nur meine Abwehrkräfte gestärkt hätte. Aber es war vermutlich wirklich nur falscher Alarm.
Wenn allerdings sowieso schon jeder Fünfte plus Dunkelziffer infiziert war, stehen die Chancen gar nicht so schlecht, dass ich mit dem Virus längst viel mehr in Kontakt gewesen bin, als ich jemals mitbekommen habe. Es gab in diesem Jahr bereits ein paar Tage, an denen ich zumindest ein wenig erkältet gewesen bin. Wer weiß schon, ob es das einfach schon war? Omikron hat nun mal bei vielen Menschen kaum mehr Auswirkungen als das.
Wie dem auch sei: Mal schauen, wie es nun, nachdem die Eigenverantwortung wieder das Leitprinzip der Pandemiebekämpfung geworden ist, weitergeht. Und wie lange die Leute wirklich noch Masken tragen mögen, wenn sie es nicht müssen. Würde mich auch nicht wundern, wenn das in 1-2 Wochen dann auch vorbei ist. Aber wer weiß.