Es ist nach wie vor Urlaubszeit und offenbar fahren halt doch viele Leute lustig hierhin und dorthin. Mit Freunden habe ich jetzt schon mehrfach den Sinn diskutiert, irgendwo hinzufahren. Irgendwie kommen wir immer zu dem Ergebnis: Wozu eigentlich? Es ist überall nicht so wirklich was los, anschließend haste vielleicht noch ne Quarantäne gewonnen oder so und überhaupt, warum sollte man sich mit etwaigen Maskenregeln sonstwo auseinandersetzen wollen, nur, um dann halt einen etwas weiter entfernten Ort im Ausnahmezustand anzugucken?
Also für mich jedenfalls klingt ne lustige Urlaubsreise im Moment nicht wirklich nach einem erstrebenswerten Erlebnis. Und so sehen das glaube ich ziemlich viele. Aber viele eben auch nicht.
Derzeit gelten nicht weniger als 133 Länder als „Risikogebiet“, was bedeutet, dass man wohl anschließend einem Coronatest unterzogen wird. A wie Afghanistan bis Z wie Zentralafrika ist alles dabei. Okay, also gerade diese Beispiele wirken, als ginge es vor allem um ärmere Länder, in die man normalerweise sowieso nicht reisen würde. Aber natürlich sind auch Länder wie Belgien, Luxemburg, Spanien und natürlich Amerika dabei, um mal einige weniger exotische Destinationen zu nennen.
Nach wie vor ist fraglich, wie sehr die Rekordzahl an Tests der wesentliche Grund für den mittlerweile wirklich nicht mehr schön zu redenden Anstieg der Fallzahlen auch hier im Landkreis verantwortlich ist. Sie wird eine Rolle spielen. Aber wir sind jetzt bei 35 Infektionen angekommen, was einer Versiebenfachung des Tiefstwertes von Ende Juni entspricht.
Es ist der höchste Wert seit dem 20. Mai – und damals befanden wir uns eben noch mitten im Abschwung der Welle.
Und insofern sieht die Kurve jetzt tatsächlich bedrohlich aus. Trotzdem gilt eigentlich weiterhin, dass der Trend sich ja nicht fortsetzen muss und die Fälle wieder zurückgehen können.
Heute morgen gab es einen tragischen Unfall mit Corona-Zusammenhang in etwas anderer Weise: Da ist ein 9-jähriges Kind aus dem Fenster gefallen, als es ein anderes Fenster öffnen wollte, weil das Fenster, durch dass es gestürzt ist, sonst nie offen war und durch einen Vorhang verdeckt war, dass es offen ist. So jedenfalls stellt sich momentan dar. Geöffnet war es auf Anweisung der Schulbehörde – wegen Corona und dem grade erst wieder angelaufenem Schulbetrieb.
Das Kind hat den Sturz wohl schwer verletzt überlebt. Klasse und Lehrer stehen erstmal unter Schock. Mittelbar ist das natürlich auch eine Folge der Idee, dass der normale Schulbetrieb unbedingt wieder aufgenommen werden muss aber gut, da jetzt eine Verantwortlichkeit bei der Behörde abzuladen wäre dann doch ein bisschen doll.
Sascha Lobo erhellt uns unterdessen mit einem interessanten Einblick in die Spatzenhirne der Demonstranten von letztem Wochenende und erklärt, was es mit diesem QAnon-Blödsinn auf sich hat. Das war mir bisher zugegebenermaßen so egal, dass ichs auch nur teilweise wusste.
Kurz gesagt: „Die Elite“ (der aktuelle Tarnbegriff für „die Juden“) quält und schlachtet Kinder, um ihr Blut zu trinken, weil dann gibt es ewiges Leben.
Komplett irre natürlich aber die Naidoos dieser Welt glauben diesen Schwachsinn gemäß Lobos Theorie vor allem deswegen, weil sie in einer Art und Weise verbreitet wird, die die Leute zum „google doch selber“ auffordert, damit sie sich ihre Verschwörungsscheiße selber anrühren können und anschließend besonders stolz drauf sind und sie besonders vehement glauben, verteidigen und weiterverbreiten.
Das finde ich interessant, weil es endlich mal erklärt, was eigentlich mit den ganzen „google das doch einfach“-Typen nicht stimmt, die einem in den (a)sozialen Medien so begegnen. Oberflächlich könnte man da einen faulen Diskussionsstil hinter vermuten, ich persönlich ging normalerweise von der Unfähigkeit aus, die eigene Meinung in vorzeigbare Formulierungen zu packen.
Aber Lobos Erklärung finde ich erschreckend einleuchtend. Nennt sich das „Ikeaprinzip“.
Die Leute sind also eben nicht einfach nur Holzköpfe. Sie sind gefährliche Holzköpfe – und ab und zu gehen sie halt auch einfach los und bringen Menschen um. Man sollte ihnen gegenüber also keineswegs mit Verachtung sparen.