Mastodon

Alle Jahre wieder wird ein alternatives Soziales Netzwerk unheimlich gehyped. Zuletzt wars „Vero“, müsste im letzten Jahr gewesen sein. Namen wie Google+, App.net oder Diaspora wecken bei Manchem vielleicht noch vage Erinnerungen an andere Facebook- oder Twitter“killer“, die kurz mal berühmt und dann schnell wieder vergessen waren.

Aktuell passiert vermutlich sowas Ähnliches mit Mastodon. Gibts eigentlich auch schon ne Weile, hat aber bisher auch nie so richtig gezündet. Anlass für den aktuellen Hype ist sicherlich, dass Twitter grade mal wieder so ein wenig in Ungnade fällt. Mastodon ist im Prinzip so eine Art dezentrales Open-Source-Twitter. Nicht das Einzige aber dafür das Einzige halbwegs hübsche.

Twitter, das natürlich in Deutschland für sich genommen auch nur eine etwas eingeschränkte Blase bedient (nutze ich auch nur sehr sporadisch aber einen Account habe ich da trotzdem fast auf den Tag genau seit zehn Jahren), verschlechtert derzeit diverse Dinge, beziehungsweise hat man dort wohl einfach gewisse Probleme, sich anständig zu monetarisieren. Man verunmöglicht deswegen zunehmend Drittanbieter-Apps und will auch die Timeline zunehmend nicht mehr streng chronologisch, sondern, ähnlich wie Facebook, algorithmisch steuern.

Ob das klug ist, weiß ich nicht. Vielleicht hat Twitter so rein finanziell inzwischen keine andere Möglichkeit mehr. Der Laden ist börsennotiert und muss daher einfach einen gewissen Profit abwerfen. Auf der anderen Seite führt Twitter insbesondere in Deutschland ein seltsames Schattendasein: Zwar kennt praktisch jeder den Dienst. Aber so richtig intensiv nutzt ihn eigenlich nur eine relativ überschaubare Blase von Medienaffinen und Techniknerds. Und das ist dummerweise genau die Klientel, die diese aktuellen Veränderungen wahrscheinlich am wenigsten witzig findet – auch, weil das bislang so die Gründe waren, die Twitter für diese Gruppe so viel attraktiver machten, als das bei Otto Normalnutzer ungleich erfolgreichere Facebook.

Jedenfalls dürften diese Änderungen dazu beitragen, dass Mastodon derzeit an Popularität gewinnt, denn es funktioniert nicht nur ähnlich wie Twitter, nur eben ohne die ganzen Nachteile. Sondern es greift diese Nachteile sogar offensiv auf. Während Twitter Drittanbieter-Apps abschaltet, rühmt sich Mastodon damit, gleich einen ganzen Haufen von Proprietären und Drittanbieter-Apps für alle möglichen Plattformen bereitzuhalten.

Das Cover-Foto entstand im letzten Dezember, als vier Weihnachtsmänner die Hans-Albers-Klause am Hans-Albers-Platz besuchten. Ein Foto der vier Bekloppten hängt dort seitdem an der Wand. Die Wirtin hat dafür diverse Runden springen lassen. Die Hans-Albers-Klause ist der traditionelle Startpunkt für jede vernünftige Kieztour.

Der Dienst ist völlig dezentral aufgebaut, jeder kann also eine Instanz aufsetzen und anbieten, jeder kann auch Apps dafür programmieren, alles offen, alles irgendwie ein bisschen cooler und besser als Twitter.

Nur eben, wie schon bei den übrigen genannten gehypten Netzwerken: Kaum echte Nutzung. Jedenfalls bisher.

Aufgrund der Erfahrungen mit ähnlichen „Killern“ für etablierte Dienste bin ich wenig optimistisch, dass Mastodon dann jetzt Twitter beerbt. Aber wie auch bei allen anderen Hypes der letzten Jahre habe ich da jetzt trotzdem erstmal einen Account angelegt und mich ein bisschen mit dem Netzwerk beschäftigt.

Die größte Instanz des dezentralen Mastodon-Netzwerkes scheint aktuell mastodon.social zu sein, was wohl auch die erste jemals installierte Instanz gewesen sein dürfte. Und dort habe ich mir auch meinen Account angelegt. Wer will, folgt mir einfach mal:

https://mastodon.social/@Jaaan

Wer das Ganze auch auf dem Smartphone nutzen will und sich nicht erst, wie ich, zig Apps angucken will, kann für Android auch direkt zu Tusky greifen. Sieht zeitgemäß und hübsch aus, kommt direkt mit dunklem Theme (was ich einfach immer und bei jeder App besser finde) und kann alles, was man so braucht. Warum das Ding aktuell mit weniger als 4 Sternen bewertet ist, weiß der Geier.

Verbindliche Aussagen über meine künftige Aktivität auf Mastodon spare ich mir an dieser Stelle lieber lieber vorerst. Ich mag den Dienst zwar aber es ist halt nicht allzuviel los. Und obendrein habe ich auch noch keine vernünftige Möglichkeit gefunden, zum Beispiel Blog-Beiträge oder Instagrambilder dort automatisiert zu veröffentlichen. Davon „lebt“ mein Twitter-Account im Augenblick maßgeblich, den ich ansonsten eher stiefmütterlich behandele.

Aber wer weiß, vielleicht reizt mich Mastodon ja doch ein bisschen mehr in Zukunft.

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