Ich, TV-Opfer

Irgendwer empfiehlt „Hart aber Fair“ auf Facebook. Ich guck mir solche Talkshows wirklich nie an – außer, jemand empfiehlt sie explizit und dann so, dass mich das grade aus irgendwelchen Gründen anspricht. In diesem Fall war das wohl so, auch wenn ich im Nachhinein gar nicht mehr sagen könnte, warum eigentlich. Die Sendung fand ich wie gewohnt scheiße und größtenteils langweilig, auch wenn einige Lacher dabei waren (alle unfreiwillig komisch aber ich finde diesen Politikzirkus nunmal größtenteils eher lächerlich, kann man nix machen).

Was eigentlich das Thema war, weiß ich auch nicht mehr. Gefühlt wurde über alles geredet, was man sich irgendwie vorstellen kann. Auch viel rumgezetert, wie man das so kennt. Inhaltlich erfährt man nichts Neues, bei den meisten Teilnehmern weiß man vorher schon, was sie sagen wollen und wie sie so ticken. Kurz gesagt wurde wieder mal alles erfüllt, das mich vor vielen Jahren mal zu der Erkenntnis gebracht hat, dass Talkshows-gucken Verschwendung von Lebenszeit ist (deswegen lief bei mir gestern Abend auch „Interstellar“ über Netflix statt irgendwas im TV).

Aber ich hatte mich halt mal wieder beeinflussen lassen, mir den Scheiß trotzdem anzugucken. In dieser Sendung lernte ich dann auch endlich mal diesen Robin Alexander live und in Farbe ein bisschen kennen. Er ist Journalist bei der Welt, hat dort den Schwerpunkt Union. War mir aus diversen Artikeln locker bekannt aber nicht wirklich ein Begriff – abgesehen von seinem vor kurzem erschienenen Buch „Die Getriebenen“, das aus Regierungssicht den Herbst 2015 mit der damaligen Flüchtlingswelle beleuchtet. 

Ich fand Alexander in der Sendung erfrischend seriös, unklamaukig und inhaltlich einfach fair und unideologisch. Vielleicht auch nur, weil die übrige Bagage da wie üblich unangenehm schrill belanglose Sprechblasen ausgetauscht hat und man sich neben Stegner, Baerbock und Ziemiak auch nur halbwegs normal verhalten muss, um als überaus angenehm rüberzukommen. Aber was solls. Nachdem mir sein Buch bisher relativ egal war (ja, vielleicht irgendwann mal aber nicht so wichtig grade), dachte ich nun plötzlich dann doch: Och, kaufste dir jetzt einfach mal.

Und da ich Bücher, die ich wirklich auch schaffen will vorzugsweise als Hörbuch brauche, weil ich sowieso nie zum Lesen komme, hab ichs mir halt über Audible* geklickt. 

Ich habe erst ein paar Minuten reingehört und es scheint zu halten, was es verspricht, ich bereue also den Kauf nicht und das „TV-Opfer“ bezieht sich nicht darauf, dass es blöd gewesen wäre, dieses Buch nun zu kaufen.

Aber als jemand, der eigentlich sehr bewusst gar kein Fernsehen guckt und nur ganz selten mal eine Ausnahme macht und dann doch irgendwas aus den Mediatheken holt, habe ich jetzt nicht nur 75 Minuten Lebenszeit verschwendet, um eine inhaltlich vollkommen belanglose Sendung anzugucken, sondern mich darüber auch noch zum Kauf eines Buches verleiten lassen. Das wiederum wird inhaltlich alles andere als belanglos sein, trotzdem irgendwie unangenehm, wie und zu was sich das hier verkettet hat.

Und so wurde ich heute also zum TV-Opfer.


* ja, das ist ein Affiliate Link. Wenn Du da drauf klickst, sieht Amazon, dass Ich Dir diesen Link geliefert habe und belohnt mich mit ein paar Cent, falls Du mir den Kauf nachmachst. Der ist für Dich deswegen nicht teurer und Du hast auch sonst keine Nachteile davon. Du hast gewissermaßen die Chance, „Filterblog-Opfer“ zu werden, wie ich TV-Opfer wurde. Da schließt sich der Kreis…