Heute – genauer gesagt: während ich das hier schreibe – habe ich meinen 200. Liter selbstgebrautes Bier im Kessel. Es wird ein Pale Ale. Wie eigentlich immer.
Diese 200 Liter habe ich in ziemlich genau 12 Monaten gebraut, denn den ersten Sud hatte ich am 19. September letzten Jahres im Kessel.
200 Liter ist gleichzeitig das Limit, dass man in einem Jahr brauen darf, allerdings gilt das für das laufende Jahr und auch wenn ich in diesem Jahr schon recht fleißig dabei war, habe ich dieses Kontingent erst zur Hälfte ausgeschöpft, ich muss also nicht trockenlaufen für die letzten Monate.
Allerdings habe ich auch noch einige Sude vorrätig, zum Beispiel das „Him-Beer“, mein erstes Fruchtbier, das noch gar nicht fertig trinkbar ist und einen Weizenbock.
Der heutige Sud wird wie gesagt ein weiteres Pale Ale. Eigentlich eine Weiterentwicklung meines letzten Bieres, das ich schon recht geil fand, aber dem noch etwas Körper fehlte und wo ich die Hopfennoten etwas abmildern und gleichzeitig geschmacklich verbreitern wollte. Und so ist da neben Galaxy auch noch Centennial, Columbus und Cascade drin. Und wo das letzte noch ein Weizen-Pale-Ale war, sind nun Wiener Malz, Pale-Ale-Malz und Pilsener Karamell drin.
Für ne Weiterentwicklung wird es sich wohl dann doch sehr heftig vom Vorgänger unterscheiden. Aber ich bin eben immer noch am Experimentieren.
Der Plan ist, dieses Rezept jetzt immer weiter zu entwickeln, bis ich ein geiles Standardbier habe, das nicht zu sehr aneckt und trotzdem interessant schmeckt. Diese Bedingungen hatte der Vorgänger eigentlich schon fast erfüllt, war dabei aber schon noch recht herb, hatte vor allem einen etwas zu drastischen Geruch, den ich mit der neuen Hopfenmischung dann wohl so nicht mehr haben werde. Den Vor-Vorgänger würde ich als mein bisher bestes Bier bezeichnen und im Grunde genommen versuche ich so ein bisschen, eine Mischung aus dem vorletzten und letzten Bier zu machen und gleichzeitig noch ein paar neue Ideen „einzubauen“, von denen ich mir auch viel Verspreche.
Man wird sehen. Da mir bisher aber so gut wie alles, was ich gemacht habe, geschmeckt hat (und wenn es mal mir nicht so sehr geschmeckt hat, habe ich Leute gefunden, die es richtig gut fanden), mache ich mir da nicht viele Gedanken. Zumal eine alte Brauerweisheit besagt: Bier wird es immer!
Es handelt sich übrigens um den 19. Sud. Und es ist wieder ein kleiner von ca. 10 Litern. Was zum Ausprobieren für mich immer ganz gut ist. Wenns geil schmeckt, hat man halt ein paar Flaschen mehr davon und wenn es nicht so dolle ist, kriegt mans trotzdem zügig leer.
Dafür, dass ich vor einem Jahr so relativ unbedarft und mit dem Ansatz, es möglichst einfach zu halten, angefangen habe, ist die Sache allerdings aber schon spürbar eskaliert. Nicht nur, weil 200 Liter Bier und 19 verschiedene Biere innerhalb eines Jahres schon ne ganze Menge für ein reines Hobby geworden sind.
Sondern auch, weil ich halt dann in diesem Jahr doch noch mal erheblich ausgebaut habe. Mit einem zweiten Gäreimer kann ich nun zwei Biere gleichzeitig machen und wo ich mit zwei unschuldigen Kisten angefangen habe, sind es inzwischen allen Ernstes 8. Man will ja nicht deswegen einen Sud grade nicht machen können, weil es an Flaschen fehlt und womöglich noch unter Zeitdruck die letzten Biere austrinken müssen und so. Die Flaschenzahl soll mir nicht zum Flaschenhals werden, könnte man hier kalauern…
Aber auch „fachlich“ habe ich mich weiterentwickelt. Es ist jetzt erst der Dritte Sud ganz ohne Extrakte. Rückblickend kommt es mir schon etwas bescheuert vor, vor dem „echten“ Brauen soviel Respekt gehabt zu haben. Aber ich wollte es eben wirklich so einfach wie möglich angehen anfangs und da muss ich auch aus heutiger Sicht sagen, dass das dann so nur konsequent war.
Ich habe aber gelernt, dass die Brauerei mit richtigem Malz halb so wild ist, wenn man die richtige Methode gefunden hat. Die hieß bei mir: Strainbuddy. Nachdem ich ja im März einen Braukurs gemacht und dort eben auch mit richtigem Malz hantiert habe, passte das alles. Einen kleinen Rest Malzextrakte habe ich noch vorrätig, daraus wird dann wohl auch noch mal ein Pale Ale. Und damit schließe ich das Kapitel Extraktbrauen endgültig, denn die Ergebnisse gefallen mir mit echtem Malz sehr viel besser und unter dem Strich empfinde ich den Aufwand in Bezug auf „was so alles schiefgehen kann“ mitterlweile bei der Extraktgeschichte fast als größer.
Und wo ich anfangs noch dachte, ich guck mal, wie weit ich komme, wenn ich möglichst wenig unterschiedliche Zutaten nutze (und tatsächlich kam ich damit ja auch wirklich recht weit), ist die Sache auch hier eskaliert. Initial habe ich letztes Jahr eine einzige Hopfensorte bestellt, mit der man schon eine ganze Menge machen konnte und Hallertau Mittelfrüh nutze ich immer noch gerne. Später ließ ich mir dann noch etwas Citra kommen – das war es aber für das letzte Jahr dann auch.
Jetzt habe ich mehr als 10 verschiedene Hopfen auf Lager. Immer nur eher kleine Mengen natürlich, denn der Kram sollte nicht unnötig lange gelagert werden.
Und ich habe einen ganzen Karton voller fertig geschroteter Malze, wo ich anfangs noch angestrebt hatte, mit möglichst 1-2 verschiedenen auszukommen.
Man muss das nicht so machen, man braucht nicht so viele verschiedene. Aber wenn man rumprobieren oder vielleicht auch mal Rezepte echter Brauereien nachmachen will (Brewdog hat zum Beispiel hunderte seiner Rezepte veröffentlicht, die ich mir gern als Inspiration hernehme), dann braucht man einfach ein bisschen was.
Zukunftspläne? Ja naja. Als nächstes möchte ich mich sudmäßig etwas verkleinern, um noch mehr rumprobieren zu können. Dann gibts halt immer so 5-Liter-Sude aber dafür mehr Abwechslung. Das ist aber eher eine vage Absicht als ein konkreter Plan. An Ausrüstung fehlt mir dazu eigentlich nur ein etwas kleinerer Gärballon. Mal gucken, wann es mich packt und ich sowas einfach mal kaufe.
Bis dahin bleibt es bis auf Weiteres bei 10-20 Litern, was sich einfach als gute Größenordnungen herausgestellt hat. Gleichzeitig wächst irgendwie auch der Wunsch, mal so 100 Liter oder so zu machen… was allerdings dann doch erhebliche Investitionen erfordern würde – und nicht zu vergessen müssten die halt auch binnen einiger Wochen getrunken werden. Plus dass ich davon genau 2 Sude in einem Jahr machen könnte, den Rest müsste ich halt versteuern…
Von daher bleibt es wohl erstmal bei der aktuellen Brauanlage aus dem guten Wursttopf und dem Plastikeimer als Gärtank. Und es ist vom ersten Tag vor einem Jahr an bis heute für mich immer noch erstaunlich, wie man mit so einfachen Mitteln Bier machen kann, das egal wie dumm man sich anstellt geiler schmeckt als fast alles, was das Bierregal einer Tankstelle so hergibt.