Tom Clancy’s Jack Ryan

Als Fan der Bücher und auch eigentlich aller bisheriger Filme habe ich mich auf diese Serie natürlich besonders gefreut und auch gewisse Erwartungen gehabt. Soviel vorab: Die wurden im Großen und Ganzen nicht enttäuscht.

Natürlich hätte sich ein Teil von mir eher eine in den 1980ern angesiedelte Kalter-Krieg-Story gewünscht, eben so richtig klassisch Tom Clancy. Da genügend seiner Geschichten aber natürlich auch immer wieder den Nahen Osten und natürlich das Thema Terrorismus ausgiebig behandeln, geht auch der Plot der Serie im Großen und Ganzen in Ordnung – hat nur allerdings inhaltlich mit den Büchern überhaupt nichts mehr zu tun.

Vielmehr wurden einfach die klassischen Figuren, vor allem Ryan selbst, sein Chef Greer und seine künftige Frau Cathy in eine sehr aktuelle Story gepackt. Und die fängt auch tatsächlich bei Null an. Jack Ryan ist in Folge 1 einfacher Finanz-Analyst bei der CIA und James Greer ist ihm noch völlig unbekannt, als dieser dort sein Vorgesetzter wird. Auch Cathy Mueller lernt Ryan gerade erst kennen.

Die Story ist zeitgemäß, realistisch, spannend und passt insgesamt gut ins Clancy-Universum. Die Schauspieler machen ihre Sache ebenfalls gut. Die Produktion ist insgesamt hochwertig. Gute Effekte, die teilweise fast schon Kino-Niveau haben runden den guten Gesamteindruck ab.

Ich habe ein paar Folgen gebraucht, bis sich dieses richtige Tom-Clancy-Gefühl aus den Filmen einstellen wollte. Was sicherlich auch an der in die Gegenwart verpflanzten Story liegen wird. Wie gesagt: Perfekt für mich wäre tatsächlich eine Story rund um den Ostblock aus CIA-Sicht gewesen, einerseits.

Andererseits kriegt hier aber trotzdem eigentlich genau das, was man erwartet, wenn man an Tom Clancy und Jack Ryan denkt: Eine ziemlich unverhohlene Werbesendung für die CIA mit dem moralisch supersauberen Jack Ryan als bestem Amerikaner der Welt vorneweg, eingebettet in eine packende Story, in der Geheimdienste die Welt verbessern.

Wer Clancy mag, kann sich das also gut angucken.

Interessant fand ich die kleinen politisch korrekten Feinheiten, die eingearbeitet worden sind. So wurde aus Greer tatsächlich ein Moslem, was ich eine ganz lustige Idee fand und auch nicht zu aufdringlich wirkt in der Umsetzung. Man bekommt außerdem den Weg von Flüchtlingen aus Syrien über die Türkei ans Mittelmeer mit, von wo es dann mit Booten weitergeht. Auch das wirkt einigermaßen authentisch und drängt sich auch nicht zu sehr auf.

Ich freue mich auf die Serie seit den ersten Ankündigungen und hatte mit ihr auch die Hoffnung verknüpft, dass es endlich mal einen etwas länger funktionierenden Versuch geben könnte, Geschichten rund um Jack Ryan zu erzählen. Dafür bietet sich das Format Serie ja ohnehin viel besser an, als Kinofilme. Nachdem ich nun die erste Staffel zu drei Vierteln gesehen habe, wünsche ich mir das umso mehr. Für mich ist das Amazons bisher sehenswerteste Produktion.

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