Tempolimitlümmel

Die metaphorisch durchs Dorf getriebene Sau des Monats Januar 2019 heißt wohl eindeutig: Tempolimit auf Autobahnen!

Auch so ein Thema, dass alle 1-2 Jahre mal gebracht wird. Mit wechselnden Argumenten allerdings.

Dümmstes Argument: Aber alle Anderen haben doch auch ein Tempolimit!

Hierzu kurz eine Aufzählung von Dingen, die „alle Anderen“ so nicht haben, somit typisch deutsch sind und weit weniger Staub aufwirbeln, wenn überhaupt:

  • Grüne Punkte und Gelbe Säcke
  • Pfand auf Einwegmüll
  • Schulpflicht
  • Eine Steuer- und Abgabenlast von locker zwei Dritteln eines durchschnittlichen Einkommens
  • locker vierstellige Kosten beim Führerschein
  • kein flächendeckendes mobiles Internet
  • Dieselfahrverbote für Autos, während ein paar Meter weiter dreckige Schiffe die Luft verpesten
  • Eine Flughafen-Bauruine, die seit 10 Jahren einfach nicht fertig werden will

Offenbar zieht man diesen Gleichheitswahn also nicht hundertprozentig durch sondern geht da nach Geschmacksfragen. „Alle machen das so“ ist natürlich nicht nur in diesem Zusammenhang das dämlichste denkbare Argument aber hier fällt es irgendwie besonders auf.

Dann wurde zum Beispiel gerne mal behauptet, dass man doch wohl genug Verkehrstote habe und doch wohl allein deswegen schon ein Tempolimit auf Autobahnen unbedingt kommen müsse. Ein blödes Argument, weil Autobahnen in Deutschland im nationalen Vergleich mit anderen Straßen und erst Recht mit Autobahnen in anderen Ländern eindeutig zu den sichersten Straßen überhaupt gehören. Besonders gefährlich sind Autobahnen zudem dort, wo Geschwindigkeitsbeschränkungen den Verkehrsfluss bremsen und aufgrunddessen erhöhte Aufmerksamkeit von den Verkehrsteilnehmern einfordern: An Baustellen. Und Baustellen haben wir haufenweise an Autobahnen. Gerne auch mal jahrelang. Wie wäre es, wenn wir erstmal gucken, wie man dieses Problem lösen könnte, wie wäre es, wenn wir uns da mal ein Beispiel an anderen Ländern nehmen könnten, wo das dem Vernehmen nach viel besser läuft? Auswahl gibt es ja genug, siehe „Argument“ 1.

Aaaaber der Verkehrsfluss! Der Verkehrsfluss wird doch viiiel besser, wenn man 130 km/h fährt. Das kommt als nächstes Argument. Und vielleicht ist es sogar ein Argument, keine Ahnung. Ich fahre normalerweise nicht schneller als 120-140 km/h. Schon aus Geiz (haben alle anderen Länder eigentlich auch eine dermaßen absurd hohe Steuer auf Sprit?). Und weil es für mich ein entspanntes Tempo ist. Und übrigend der Richtgeschwindigkeit entspricht. Man kann also in diesem Tempo bereits heute problemlos fahren. Das geht, ich probiere das seit vielen Jahren aus. Und es funktioniert hervorragend, man kommt gut voran und ist bei der Anfkunft kein völlig fertiges Nervenbündel, wie es offenbar diejenigen sind, die das für ein Argument für ein Tempolimit halten, weil sie lieber brettern wie bekloppt und denken, dass man ohne ein gesetzliches Limit die Karre unbedingt voll ausfahren müsste.

Das aktuelle Argument ist aber eigentlich noch etwas geiler – denn man will uns ernsthaft weis machen, ein Tempolimit könnte den Klimawandel verhindern. Während gleichzeitig auf Elektromobilität umgestiegen werden soll, wohlgemerkt. Deren CO2-Emission beträgt exakt Null.

Wenn man das Argument mit dem Klimawandel ernst meinen würde, würde man sich irgendwas ausdenken, damit entweder elektrische Fahrzeuge einfach nicht beschränkt sind oder diese Limit-Regelung zumindest zeitlich deckeln oder an eine entsprechende Marktdurchdringung von E-Fahrzeugen koppeln oder irgend sowas. Im Ausdenken absurd komplizierter Regeln sind wir Deutschen doch auch sonst so großartig.

Es geht bei diesen Ideen aber um keines der hier vorgebrachten und sachlich einfach nicht haltbaren Argumente. Es geht um einen Feldzug gegen das Auto. Und da reiht sich diese Forderung ja nahtlos ein in die Serie von Fahrverboten in Städten, lustigen Ideen á la Tempo 30 überall innerorts, Autobahnmaut, Ignoranz gegenüber Parkproblemen oder absichtlich autofeindlichen Ampelschaltungen in Rot oder Grün regierten Städten.

Autos scheiße zu finden ist legitim. Ich teile diese Ansicht so pauschal nicht aber man kann das so sehen. Insbesondere in größeren Städten fänd ich brauchbare Alternativen zum Auto auch gar nicht so blöd. Aber dann muss man da eben auch mal liefern und nicht einfach nur den Leidensdruck für Autofahrer vergrößern. Dann muss man eben einen brauchbaren Nahverkehr aufbauen und darf sich nicht mit einem zufrieden geben, der chronisch überfüllt ist, ständig ausfällt und dafür auch noch ziemlich teuer ist.

Und wenn man emissionsfreie Autos haben will, dann darf man insbesondere die deutsche Autoindustrie nicht ständig dermaßen bebauchpinseln und stattdessen ihren Kunden mit Fahrverboten auf den Sack gehen, obwohl doch die Hersteller es sind, die ihre Produkte teilweise unter Vorspiegeln falscher Tatsachen an Mann und Frau gebracht haben.

Wenn man die Elektromobilität voranbringen möchte, dann muss man vielleicht auch mal die entsprechenden Voraussetzungen schaffen. Beispielsweise ein Stromnetz, dass das wirklich hergeben würde, wenn jeder so ein Ding hätte.

Und wenn man Unfälle auf Autobahnen verhindern will, dann muss man verdammt noch mal für weniger oder zumindest kürzere Baustellen sorgen, die eben immer wieder gefährliche Unfallursache und Grund für Staus zugleich sind.

Wenn wir dann eines Tages alle vielleicht nicht ganz so einfach umsetzbaren aber dafür wenigstens halbwegs erfolgversprechenden Maßnahmen umgesetzt haben, diskutieren wir von mir aus gerne noch mal über Sinn und Unsinn von Tempolimits auf Autobahnen.

Bis dahin halten diese ganzen kindischen Tempolimitlümmel aber bitte einfach mal die Füße still und versuchen einfach mal, sich sachlich mit Themen zu beschäftigen. Danke.